„Echte“ Smart Home Automatisierungen

Ein Roboter steht in einem Wohnzimmer und saugt Staub mit einem Staubsauger.

Was macht ein „echtes“ Smart Home aus?

Für viele steht der Begriff „Smart Home“ dafür, dass man mit dem Smartphone das Licht aus- und einschalten kann. Wird ja schließlich auch überall als „smart“ beworben.

Wenn man sich aber mehr mit dem Thema beschäftigt, hört man irgendwann auch den Begriff „Dumb Home“, der für diese Anwendungsfälle besser passend wäre. Weil „Licht mit dem Handy einschalten“ ist eine nette Spielerei, aber einen wirklichen Mehrwert bringt das nicht wirklich. Manchmal ist das sogar komplizierter als schnell aufzustehen und auf den Lichtschalter zu drücken.

Richtig „smart“ wird ein Zuhause erst durch Automatisierungen. Und auch erst dann, wenn die Automatisierung mehr kann als eine Zeitschaltuhr kann.

Bonuspunkte gibt es wenn die Automatisierungen auf mehrere verschiedene Ereignisse und Zustände im Haus reagieren und am besten gar nicht mehr auffallen.

Hier habe ich eine Liste zusammengestellt, mit Automatisierungen, die ich im Laufe der Zeit im Internet gefunden oder selbst erfunden habe. Vielleicht ist ja das eine oder andere dabei, das für dich nützlich ist.

Die Automatisierungen sind für kein spezifisches Ökosystem / Hersteller / Plattform sondern eher generelle Konzepte, die man überall umsetzen könnte.

Inhaltsverzeichnis

    🔌Strom sparen

    Licht ausschalten wenn alle Bewohner das Haus verlassen

    Klingt vielleicht zu offensichtlich, ist aber auf jeden fall eine smarte Lösung für vergessliche Menschen.

    Da das Haus weiß, wer zu Hause ist (zum Beispiel anhand der der Smartphones die mit dem WLAN verbunden sind), kann man automatisch alle Lichter, Mediaplayer, Ventilatoren und co. ausschalten, wenn die Zahl der anwesenden Personen auf null wechselt.

    Aber Vorsicht: Man gewöhnt sich sehr schnell daran, einfach aus dem Haus zu gehen ohne etwas auszuschalten. Und das ist ziemlich unpraktisch wenn man mal bei Freunden ist.

    Bei Stromüberschuss weitere Verbraucher einschalten

    Für Zuhause mit eigener Photovoltaik-Anlage ist das Energie-Management das A und O.

    Wenn an einem sonnigen Tag die PV-Anlage mehr Strom produziert als man selbst verbraucht, macht es meistens mehr Sinn diesen selbst zu verbrauchen, als wieder ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen, da die Vergütung dafür sehr gering ist und man dann später den Strom wieder teuer einkaufen könnte.

    Ein smartes Energie-Management kann anhand einer priorisierten Liste so lange weitere Verbraucher anschalten, bis der produzierte Strom komplett selbst genutzt wird. Damit spart man sich am Ende eine Menge Geld.

    Diese Verbraucher können Elektroautos, Waschmaschinen, Spülmaschinen, ein Heiz-Stab, die Klimaanlage oder auch das Aufladen der Haus-Batterie sein.

    Warmwasser heißer erwärmen, wenn zu viel Strom da ist

    Bei einem Strom-Überschuss von der PV-Anlage kann es auch Sinn machen, die Ziel-Temperatur des Warmwassers zu erhöhen, sofern dieses mithilfe einer Wärmepumpe oder eines Heizstabs erwärmt wird. Da das heißere Wasser länger heiß bleibt, spart man sich damit später den Strom, den man vom Netz beziehen müsste.

    Benachrichtigung, wenn ein Fenster länger als 10 Minuten offen ist

    Dies ist vor allem eine Automatisierung für den Winter. Wer kennt das nicht. Man soll ja zwei- bis dreimal am Tag Stoßlüften. Und dann kann es schon mal passieren, dass man das Fenster im Bad vergisst.

    Wenn du Fenster-Sensoren in deinem Zuhause hast, kannst du dir einfach eine Benachrichtigung auf dein Smartphone, einen Smart-Speaker oder ein smartes Display schicken lassen, wenn das Fenster länger als 10 Minuten offen steht, und die Außentemperatur niedriger ist als die Innentemperatur.

    Schon gehört dieses Problem der Vergangenheit an.

    Lichter nachts dimmen

    Wer kennt es nicht. Man geht nachts ins Badezimmer und wird von den teuren LED Strahlern so geblendet dass an Schlaf in den nächsten Stunden nicht mehr zu denken ist.

    Hier kann eine Automatisierung helfen, die das Licht nachts nur mit 20% Helligkeit einschaltet. Oder vielleicht nur die indirekte Beleuchtung hinter dem Spiegel.

    ✨Chichi – Man braucht auch schönes

    Zufällige, schöne Beleuchtung durch Komplementärfarben

    Wenn du farbige Leuchten in deiner Wohnung hast möchtest du die natürlich so oft wie möglich nutzen. Klar könntest du jetzt 3-4 verschiedene Licht-Szenen anlegen und diese dann immer wieder mal manuell aktivieren.

    Cooler ist, wenn du dir eine zufällige Farbe generierst und dir dann anhand dieser zufälligen Farbe eine Komplementärfarbe oder eine Farb-Triade generierst (einfach mal googeln). Dann hast du 2-3 Farben, die optisch zueinander passen und kannst deine Leuchten in diesen Farben einstellen.

    Bonuspunkte gibt es, wenn die zufällige Basis-Farbe eine schöne Farbe ist und kein Grau- oder Braun-Ton (Beispiel-Implementierung).

    Beleuchtung bei Medienwiedergabe am Fernseher ändern

    Sollte dein Fernseher smart sein, kannst du ihn mit deiner Beleuchtungs-Steuerung koppeln, und jedes mal, wenn die Wiedergabe gestartet wird (zum Beispiel bei der nächsten Folge einer Serie oder dem nächsten Song bei Musikwiedergabe) eine neue Zufalls-Farbe generieren und das Licht entsprechend setzen.

    Wenn du dann gleich noch automatisch den Rest des Raumes abdunkelst hat das einen sehr coolen Effekt.

    Beleuchtung an Bilderrahmen anpassen

    Wenn dein Fernseher einen Inaktivitätsmodus hat, auf dem Fotos angezeigt werden, oder du eine andere Art von „smartem Bilderrahmen“ hast, kannst du die Akzent-Beleuchtung des Raumes auch automatisch an das gerade angezeigt Bild anpassen.

    Es gibt Algorithmen, die aus einem Bild die Haupt-Farbe berechnen können. Diese kannst du dann als Basis-Farbe für deine smarte Beleuchtung verwenden.

    Abends automatisch die Beleuchtung anschalten

    Einmal am Tag gibt es diesen ungemütlichen Moment wenn es draußen dunkel wird und es in der Wohnung ziemlich duster ist.

    Den kann eine Automatisierung verhindern: Anhand des Sonnenstands oder eines Helligkeitssensors im Raum kann die Beleuchtung automatisch langsam, gedimmt eingeschaltet werden, so dass die Helligkeit im Raum immer gleich bleibt. Natürlich nur, wenn der Präsenzmelder erkannt hat, dass sich auch Personen im Raum aufhalten.

    Für solche Automatisierungen empfiehlt es sich aber, einen Schalter zu haben, der alle Automatisierungen in einem Raum deaktiviert. Sonst kann es nämlich passieren, dass bei einem romantischen Candlelight-Dinner das Licht die Stimmung killt.

    Farbtemperatur der Beleuchtung an Tageszeit anpassen

    Viele Leuchten verfügen über ein weiß, bei dem die Farbtemperatur zwischen kalt-weiß und warm-weiß verändert werden kann. In der Praxis vergisst man das aber und verwendet immer die gleiche Einstellung.

    Mit einer Automatisierung kann sich die Farbtemperatur automatisch an die Tageszeit anpassen. Das heißt: Schaltest du das Licht morgens ein ist es kalt-weiß, was dir mehr Energie für den Tag gibt. Und wenn das Licht abends eingeschaltet wird ist es warm-weiß, was entspannend wirkt.

    🧹Ordnung muss sein

    Der Staubsauger startet sich automatisch wenn alle Bewohner die Wohnung verlassen

    Das ist praktisch, im Vergleich zu einem Zeitplan, da du so nicht von den Saug-Geräuschen gestört wirst. Du kannst natürlich noch ein Backup einbauen, für den Fall dass du mal den ganzen Tag zuhause bist (um 18 Uhr starten, falls heute noch nicht gesaugt).

    Wenn der Staubsauger seine Runde beendet hat, wird er automatisch zum Mülleimer statt zur Ladestation geschickt

    Natürlich nur, wenn das Haus weiß, dass du zuhause bist oder heute noch kommen wirst. Wenn du nach Hause kommst siehst du ihn vorm Mülleimer stehen, leerst ihn aus und schickst ihn per Knopfdruck in die Ladestation. So ist er immer einsatzbereit.

    🔒Sicherheit

    Wenn ein Brandmelder auslöst, automatisch das Licht anschalten und die Rollläden nach oben fahren

    Diese Automatisierung kann sogar Leben retten. Du kannst natürlich noch weitere Aktionen daran koppeln wie zum Beispiel die Vibration deiner Smartwatch auslösen um dich aus dem Schlaf zu wecken. Oder du kannst über smarte Lautsprecher das ganze Haus informieren.

    Markisen und Jalousien bei Regen einfahren

    Anhand aktueller Wetterdaten oder eines Regen- / Windsensors kann man automatisieren dass sich Markisen, Raffstore oder Jalousien automatisch eingefahren werden, da diese bei Regen oder starkem Wind beschädigt werden können

    Unwetterwarnungen über smarte Lautsprecher durchsagen

    Die Daten des Deutschen Wetter Dienst oder der Nina Warn App können einfach per API abgerufen werden. Und je nach Kategorie und Warnstufe (markantes Wetter / Unwetter) kannst du dir eine Automatisierung bauen, die dich über deine smarten Lautsprecher bei Gefahr warnt.

    🛌Einschlafen und wach werden

    Schlafenszeit-Modus

    Sobald das Zuhause weiß, dass alle Personen im Haushalt schlafen, werden automatisch alle Mediengeräte (Fernseher, Smart Speaker, …) und alle Lichter ausgeschaltet. Außerdem geht die Heizung in allen Räumen in den Energiesparmodus.

    Man kann die Automationen auch noch spezifischer machen, wenn man welche Personen gerade schlafen gegangen sind. Sonst steht man vielleicht im dunkeln da, wenn jemand früher ins Bett geht.

    Das Tracking der schlafenden Personen kann man entweder per smarter Matratze machen, oder man automatisiert es über den Schlafenszeit-Modus von Smartphones bzw. Smartwatches.

    Guten-Morgen Briefing

    Es gibt Möglichkeiten den Zeitpunkt des nächsten Weckers eines Smartphones als Auslöser für Automationen zu nutzen.

    So kann man zum Beispiel sanft das Licht einschalten wenn der Wecker klingelt.

    Als nächstes könnte man dann auf dem Smart Speaker ein „Guten-Morgen Briefing“ laufen lassen, das zum Beispiel über heute anstehende Termine und Geburtstage von Freunden, Familie und Kollegen informiert.

    Auch ob die Mülltonne heute raus gestellt werden muss oder ob es wieder einmal Zeit ist die Pflanzen zu gießen kann das Briefing enthalten.

    Für Pendler kann man (abhängig davon ob heute ein Arbeitstag ist oder nicht) auch die Abfahrtszeit der Straßenbahn oder eventuelle Störungen auf dem Arbeitsweg mitteilen.

    Anschließend können die aktuellen Nachrichten (zum Beispiel Tagesschau in 100 Sekunden) und danach die Lieblings-Gute-Laune Musik abgespielt werden.

    Man kann diese Routine natürlich unendlich weitertreiben, je nach den vorhandenen Geräten (Kaffeemaschine, …).

    🚗Verkehr

    Erinnerung ans Laden des Elektro-Autos

    Durch Zugriff auf den persönlichen Kalender kann man sich die Termine für den nächsten Tag raus suchen.

    Sollte da ein Termin an einem Ort sein, der weiter entfernt ist, und der Ladezustand des Elektro-Autos unter 80% ist, wird eine Benachrichtigung gesendet, in der gefragt wird, ob das Elektro-Auto für morgen auf 100% voll geladen werden soll.

    Garagentor automatisch öffnen

    Viele, die ein automatisches Garagen- oder Gartentor haben, nutzen zum öffnen eine Fernbedienung.

    In einem Smart Home kann man aber den Standort des Mobiltelefons nutzen und automatisch das Garagentor öffnen, sobald es in den Radius des Heimatorts kommt.


    Sicherlich gibt es noch tausend weitere Beispiele für echte smarte Automationen und ich werde diese Liste ergänzen, wenn mir etwas sinnvolles einfällt.

    Ich hoffe ich konnten euch den Unterschied zwischen einem „Dumb Home“ und einem echten „Smart Home“ deutlich machen, dass dafür eben mehr nötig ist als eine App, die euch das Licht einschalten lässt.

    Wenn ihr noch weitere Automationen habt, könnt ihr diese gerne in den Kommentaren da lassen.


    Eine Antwort zu „„Echte“ Smart Home Automatisierungen“

    1. Avatar von HP - Morepower

      @posts Genau mein Ding! Toller Bericht!!!
      Leider alles nicht so einfach umzusetzen, aber ich arbeite dran😊

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    Portrait-Foto von Max Bachhuber

    Hier schreibt Max

    Softwareentwickler, Serien-Junkie, Open Source Liebhaber, Early Adopter, Smart Home Spezialist, Kolpingjugendlicher, …